Vättern (Trolling-Binnenlachs)

Der Vätternsee erstreckt sich über eine Länge von 135 Kilometern. Er ist in Spitze 31 Kilometer breit und hat eine Wasserfläche von 1912 Quadratkilometern. Er wird durch den Göta-Kanal mit dem Vänern-See und über den Fluss Motala mit der Ostsee verbunden. Schwedens zweitgrößter See ist für sein klares Wasser und seine enormen Wassertiefen bekannt. Der See weist Küstenabschnitte auf, die bereits nach wenigen Metern bis auf eine Tiefe von 50 Metern und mehr abfallen. Die tiefste Stelle des Sees ist 128 Meter tief. Sie befindet sich im südlichen Teil unterhalb der Insel Visingsö. Wegen dieser enormen Tiefe und Größe unterliegt der See nur langsamen Temperaturschwankungen. Temperaturen von 12 bis 16 Grad Celsius sind im Sommer durchaus normal und der See friert in den Wintermonaten in den tieferen Seeregionen selten zu. Der Wasservorrat des Sees ist gigantisch. Sein Wasser wird rein rechnerisch alle 60 Jahre einmal ausgetauscht. Der Vätternsee ist wegen seiner länglichen Form und seiner badewannenartigen Ausformung ein sehr gefährlicher See. Kurzfristige Wetterumschwünge sind nicht selten. Du fährst bei schönstem Sonnenschein raus und bevor du dich versiehst, zieht eine tückische Schlechtwetterfront auf und wühlt den See zu einer tobenden Wassermasse auf. Der See wird in weiten Teilen mit steilen Ufern eingebettet und hat außerhalb des nördlichen Schärengebietes wenigen Inseln. Damit hat der Wind eine ungebremste Angriffsfläche und es bauen sich bereits bei geringeren Windstärken schnell hohe Wellen auf, wenn der Wind aus südlichen oder nördlichen Richtungen weht.

Im Vättern leben mehr als dreißig Fischarten und er hat einen ausgesprochen guten Bestand an Binnenlachs und Seesaibling. Im nördlichen Teil der Binnenschärenlandschaft, bestehen überdies gute Chancen auf den Fang von großen Zandern und Hechten. Ende Juli verabredete sich Guido vom Team Lucky Lures mit Håkan Blomgren in Schweden zum Trolling-Fischen auf dem Vättern-See. Treffpunkt war der Sportboothafen Hästholmen, 9:00 Uhr morgens. Guido war zu dieser Zeit sowieso in Schweden am See Alkvettern, der etwa 2,5 Stunden Fahrzeit mit dem Auto vom Treffpunkt entfernt liegt. Es hieß also früh aufstehen und da der Verkehr unproblematisch war, war Guido schon eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit da. Håkan saß bereits in seinem Boot und bereitete, gemütlich in der Sonne sitzend, die Schleppruten in seinem Boot vor. Zwei Prototyp-Downrigger-Ruten von Lucky Lures steuerte Guido bei, um diese am Vättern auf Herz und Nieren zu testen. Håkan war überrascht, wie fein Downrigger-Ruten sein können und trotzdem den extremen Belastungen beim Fischen auf Binnenlachse & Co trotzen können: dem Material 30 T Carbon sei Dank. Sein erster Eindruck bei einem Test an einer mit der Hand festgehaltenen Rutenspitze war bereits vielversprechend. Håkan erzählte, dass einen Tag vorher ein Angel-Wettkampf mit mehr als 20 Booten stattfand, aber dabei nur neun Boote einen Fisch an den Haken bekommen konnten. Das ist für diesen See eher ungewöhnlich.

Die Sommermonate sind eine Top-Zeit, um in der Nähe von Hästholmen Seesaiblinge (in Schweden Röding genannt) an den Haken zu bekommen. Für die Binnenlachse war es eigentlich noch zu früh. Ihre Hauptsaison beginnt im Oktober und reicht bis in den Winter hinein. Aber bereits im Sommer kann man sie auch beim Trolling erwischen.

Håkan Blomgren benutzt ein 6,20 m langes Boot der Marke Arkipelag, angetrieben von einem mächtigen 150 PS Suzuki Viertaktmotor. Das Boot ist als Mittelkonsole-Boot perfekt ausgestattet für alle Angelmethoden. Die Ausfahrt aus dem Hafengebiet von Hästholmen dauerte nur wenige Minuten. Die Wassertiefe fällt bereits wenige hundert Meter in Richtung See stark ab (zwischen 40 und 80 Metern), also konnte es mit dem Angeln im Prinzip sofort losgehen. Um die richtige Schlepp-Geschwindigkeit von 1,5 bis 2,0 Knoten (= 3,3 bis 3,8 km/h) bei der starken Motorisierung zu erreichen, wurden links und rechts als erstes zwei Driftsäcke ausgebracht. Der Trick dabei war, dass die Driftsäcke im Bugbereich seitlich links und rechts fixiert wurden und zusätzlich auch am hinteren Ende mit Seilen unmittelbar in der Nähe des Bootsrumpfes befestigt wurden. Damit war kein Hin- und Herschaukeln der Driftsäcke im Wasser mehr möglich und das Boot konnte sehr gezielt und gleichmäßig gesteuert werden. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass die Driftsäcke beim Landen der Fische hinter dem Heck nicht stören. Eine prima Lösung, um auch ohne einen seitlich angebrachten langsamen Zusatzmotor (Kicker) die richtige Schleppgeschwindigkeit zu erzielen.

Zuerst wurde jeweils ein Köder an zwei Ruten mit Side-Planern pro Seite ausgebracht. Die Ruten wurden dabei aus ihren aufrechten Rutenhaltern an der Reling genommen, montiert, wieder reingesteckt: fertig! Als Köder haben natürlich der Minnow B Wobbler von Bagley Bait und Wobbler der Marke Strike Pro, Hockey-Sticks von Gibbs Delta und Anchovy-Special Schleppsysteme von Rhys Davis die Nase vorne. Die solltest du in unterschiedlichen Entfernungen ablassen. Je Seite einmal 240 feet und einmal 175 feet. Um die Köder auf Tiefe zu bringen, wurden auf der Hauptschnur mit handelsüblichen Gummis jeweils ein Birnenblei eingehängt. Und pro Rute wurde ein Side-Planer montiert, indem durch einen Wirbel am Ende des Sideplaners die Hauptschnur geführt und dann die Hauptschnur in den Klemmvorrichtungen fixiert wurde. Durch die Fahrt des Bootes ziehen die Boards die Hauptschnur mit dem Köder so weit nach außen, wie das bei der jeweiligen Länge der Hauptschnur möglich ist. So verteilen sich die Köder von oben gesehen fächerförmig zu einem großen V. Dadurch ist es möglich, einen sehr breiten Raum abzufischen, ohne dass sich die Hauptschnüre in die Quere kommen können. Selbst bei engen Kurveneinlagen gibt es so keine Probleme. Aber die Sideplaner haben noch einen Vorteil.

Der Lauf der Sideplaner ist nicht immer gleich. Sie schlagen bei den relativ hohen Schleppgeschwindigkeiten gelegentlich nach links und rechts aus. Dadurch werden die Köder entsprechend durchgerüttelt und erhalten zusätzliche Impulse zum Anbiss. Die von Håkan benutzten Sideplaners waren zusätzlich noch mit Sand gefüllt, um mit Geräuschen weitere Lockwirkungen zu erzeugen. Auch ist der hintere Wirbel an den Boards jeweils auf einer kleinen Achse verschiebbar. Dadurch hat die Hauptschnur in diesem Bereich zusätzliches Spiel und der Lauf des Köders gewinnt an Aktion. Dabei ist auch wichtig, dass die Side-Planer möglichst auffällige Farben haben. Man kann so besser erkennen, ob man einen Biss hat und helle Farbtöne machen die Raubfische zusätzlich zum Geplätscher der Boards im Wasser neugierig. Das Wetter war sonnig und das Wasser glasklar: stolze 17 Meter Sicht unter Wasser! Bei solchen Verhältnissen können Farbtöne einen wichtigen Ausschlag geben. Die Köder der verbleibenden sechs Ruten wurden an zwei Cannon Downriggern mit 5-kg-Bleien auf Tiefe gebracht. Pro Downrigger also jeweils drei Ruten/Köder in Höhenabständen von jeweils 3 Metern bei Tiefen des Downrigger-Bleis zwischen backbord 24 Metern und steuerbord 31 Metern. Dadurch waren alle Tiefenbereiche abgedeckt. Ein Locksystem mit Schlepplöffeln wurde an einem Downrigger direkt angebracht, so dass am Ende dieses Locksystems genau ein Köder hergezogen wurde.

Durch den von Håkan selbst montierten Autopilot konnten die Ruten ganz komfortabel montiert werden, ohne dass man sich gleichzeitig um die Steuerung des Bootes kümmern musste. Das ist als Guide besonders wichtig, da viele Gäste von Håkan sicherlich bereit wären zu helfen, aber nicht wissen wie. Und siehe da, keinen Kilometer nach Beginn der Ausfahrt aus dem Hafen war an einer Sideplaner-Rute schon ein starker Biss zuerkennen. Ein besonderer Anschlag war bei der hohen Schleppgeschwindigkeit nicht nötig.

Das Gesicht von Håkan wurde von einem breiten Grinsen durchzogen, als nach so kurzer Zeit bereits der erste Binnenlachs in den Kescher manövriert werden konnte. Es war ein sehr schöner und fetter Lachs, aber mit seinen 57 cm erreichte er das Minimalmaß von 60 cm nicht. Das bedeutete, dass der Lachs schnell zurückgesetzt wurde. Diese Regelung kann dann in einem Anglerherz bluten, wenn ein Fisch durch den Drill so geschwächt ist, dass er es einfach nicht mehr packt, sich zu erholen. Aber trotz alledem darf ein solcher Fisch nicht entnommen werden. Die Kontrollen dazu sind hart. Solche Fische treiben dann tot an der Oberfläche und man kann daran nichts machen (das ist eher selten). Aber es ist derzeit kein besserer Ansatz erkennbar. Wenn man die Mitnahme eines solchen Fisches gestatten würde, würden bestimmt einige Angler alle gefangenen Fische mit der Begründung mitnehmen, dass sie sowieso nicht überlebt hätten. Damit hier immer alles mit rechten Dingen zugeht, haben die schwedischen Guides harte Voraussetzungen zu erfüllen (Prüfungen, Versicherungen, Anmeldungen der Boote, die schneller als 30 kn sind, etc.). Die abzulegenden Prüfungen sind auch turnusmäßig immer wieder aufzufrischen. Das alles verursacht Kosten und das ist mit ein Grund, warum Lachs-Trolling seinen Preis hat.

Håkan ist, wie viele Schweden, schon als kleiner Junge mit seinem Vater mit zum Angeln gegangen. Alles fing an mit dem Barschangeln mit Schwimmer und Wurm. Jetzt ist Håkan etwas über 50 und er zählt zu den erfahrenen Hasen in Schweden. Seine Leistungen als Guide umfassen im Prinzip alle gewünschten Gewässer in Värmland und Östgötland. Zielfische sind dabei Binnenlachse, Meerforellen, Seesaiblinge, Hechte, Zander und natürlich Barsche. Seine bevorzugten Angelmethoden sind das Spinnfischen, Schleppangeln und Trolling. Seine Lieblingsgewässer sind der Vättern-See, der Mälaren und der Ostsee-Schärengarten südlich von Stockholm.

Im Boot von Håkan fehlt es seinen Gästen an nichts. Für Getränke und Sandwiches wird bei ihm immer gesorgt. Natürlich gibt es auch Kaffee. Also beschlossen Håkan und Guido sich nach diesem glücklichen Einstieg ins Trolling erst einmal etwas zu stärken. Es ging weiter am südlichen Ufer von Hästholmen entlang, wo es ebenfalls sehr tief ist. Ganz im Gegensatz zum westlichen Ufer des Vättern Sees, der wesentlich flacher ist. Nach etwa 2 Stunden Fahrt stieg auch schon der nächste Fisch auf einen Köder ein. Diesmal auf die Downrigger-Prototyp-Rute von Lucky Lures. Håkan konnte so die Rute auch mal beim Drill testen. Er war begeistert! Ein so feiner und intensiver Kontakt zum Fisch war auch für ihn Neuland. Nach einiger Zeit kam blankes Silber zu Tage. Wieder ein Lachs! Und diesmal ein schöner Bursche, der mit seinen 64 cm gut über dem Schonmaß lag. Der Lachs kämpfte wie der Teufel und versuchte, durch mehrere Sprünge aus dem Wasser, sich vom Köder zu befreien. Kurz vor dem Landen in der Nähe des Keschers schien er ausreichend ausgepowert zu sein. Aber dann nahm er nochmal alle Kraft zusammen und tauchte tief ab. Gottseidank verfing sich dabei der Köder nicht im Kescher, dann wäre der Fisch verloren gewesen.

Für Håkan war das eine weitere willkommene Gelegenheit, um sich nochmal an dem neuen Drillgefühl zu erfreuen und die Reserven der Prototyprute Downrigger Star waren alles andere als ausgeschöpft. Die Rute war in ihrem Element. Håkan war so begeistert, dass Guido ihm die Rute zu weiteren Testzwecken überließ und wir sind schon jetzt gespannt auf seine Erfahrungsberichte.

Håkan und Guido hatten leider nur bis mittags Zeit. Aber zwei schöne Lachse an einem Morgen und das obwohl für Lachse noch nicht die Hauptsaison angebrochen war. Das war schon ein stolzes Ergebnis. So machten sich die beiden gut gelaunt wieder auf zum Hafen. Dort angekommen schmiedeten sie gleich wieder den Plan, das nächste Mal den Mälaren unsicher zu machen. Lucky Lures wird darüber sicherlich berichten.

 

Kurzinfos zum Trolling am Vättern See:

 

Zielfische Trolling:

 

 

Zielfische klassisches Schleppangeln (nördlicher Teil vom Vättern):

 

 

Mindestmaße:

 

Lachs:                        60 cm

Seesaibling (Röding): 50 cm

 

Guiding:

 

MÄLARGUIDEN

Håkan Blomgren

Strängnäs

info@malarguiden.se

 

 

Empfohlene Angelmethoden:

 

 

Empfohlene Köder:

     

      Lachs, Seeforelle & Co.:

 
      Hecht und Zander:
 

 

Empfohlene Ausstattung: