Jerken (Angeln mit Jerkbaits)

Jerken (Angeln mit Jerkbaits)

Kaum eine andere Angelmethode hat das Hechtangeln in Europa so revolutioniert, wie das Jerken. Voraussetzung für ein erfolgreiches Jerken ist, dass das befischte Gewässer einen ausgezeichneten Hechtbestand und bestenfalls abwechslungsreiche Flachwasserzonen aufweist, wo die dort lauernden Räuber mit bewährten Jerkbaits und dem richtigen Gerät überlistet werden können.

Turus Ukko Jerkbait mit Rolle & Rute aus den USA.Jerkbaits ähneln äußerlich Wobblern, haben jedoch regelmäßig keine Tauchschaufel. Würde man einen Jerkbait wie einen Wobbler mit einer relativ gleichmäßigen Geschwindigkeit durch´s Wasser ziehen, würde wahrscheinlich kein Fisch auf ihn aufmerksam werden. Jerkbaits entfalten ihr verführerisches Köderspiel ganz überwiegend erst dann, wenn man ihnen ruckartige Bewegungen einverleibt und sie danach einige Zeit an nicht straff gehaltener Hauptschnur ihre eigenen Bahnen ziehen lässt. Zu jeder Regel gibt es natürlich auch Ausnahmen. So auch hier. Raubfische werden auch durch sich regelmäßig in schneller Abfolge bewegende Beute gereizt, was man durch eine ganz bewusste Verkürzung der Freilaufphase erreichen kann. Die meisten Jerkbaits sind so konstruiert, dass sie nach der ruckartigen Beschleunigungsphase entweder mal zur einen oder zur anderen Seite ausbrechen (Glider) oder aber Richtungswechsel in der Tiefe des Köders einlegen (Diver). Jerkbaits können in vielfältiger Weise geführt werden. Durch kurz aufeinander folgende Rutenschläge bzw. kurzes, wiederholtes Einholen mit der Rolle mit kurzen Freilaufphasen kann man zum Beispiel einen aktiven aber dennoch verhaltensauffälligen Beutefisch nachahmen. Dieser setzt zwar regelmäßig an, aus seiner Bahn auszubrechen, bewegt sich jedoch dann wieder in die Richtung, in die du einholst.

Uferbereiche mit tollem Hechtbestand sind für´s Jerken top.Auch plötzliche Fluchten eines Beutefisches können mit Jerkbaits perfekt durch eine unerwartete Beschleunigung imitiert werden. Wenn du den Jerkbait durch einen länger anhaltenden Zug beschleunigst und das mehrfach wiederholst, kannst manche entsprechende Köder-Ausführungen auf Tiefen von mehreren Metern bringen. Soweit du oberflächennah angelst (was die Regel sein dürfte), kannst du vor allem Glider so bewegen, dass sie unmittelbar unterhalb der Oberfläche ihre Reize versprühen. Besonders Hechte fallen dabei dem Irrtum zum Opfer, dass es um einen Beutefisch handelt, welcher gerade Nahrung sucht. Bei der Köderführung solltest du deinen eigenen Stil entwickeln, in den du dann Vertrauen setzt. Denn Vertrauen in diese Angelei ist die halbe Miete. Du musst darauf achten, dass du die Hauptschnur nach einer Beschleunigungsphase mit der Rutenspitze entsprechend einholst und vorsichtig Kontakt zum Köder hältst, aber du musst dem Köder dennoch möglichst freien Lauf durch ausreichend Schnur lassen. Machst du das nicht, wird der gewünschte Lauf des Köders verändert und damit in der Regel negativ beeinträchtigt.

Großhecht beim Jerken in den Niederlanden.Es gibt schwimmende und sinkende Ausführungen. Je nachdem, welche Gewässerschichten man befischen will. Auch schwebende Oberflächenköder (Suspender) werden im Handel angeboten. Suspender können in bestimmten Gewässertiefen Ruhepausen ohne Veränderung der Position einlegen. Du kannst mit Ihnen, genau wie mit den von uns bevorzugten leicht sinkenden Ausführungen, auch etwas Tempo aus der Köderführung nehmen. Solche Jerkbaits, eignen sich vor allem auch als Köder für die kältere Jahreszeit und für das gezielte Angeln in Flachwasserzonen, wobei sich mit einer sehr langsamen Köderführung oft extreme Fangerfolge verbuchen lassen. Nach unseren Erfahrung sollte man eigentlich immer wieder einen langsamen Köderlauf einbinden, ganz unabhängig von der Jahreszeit. Es gibt schwimmende und sinkende Ausführungen. Je nachdem, welche Gewässerschichten man befischen will. Auch schwebende Jerkbaits (Suspender) werden im Handel angeboten. Suspender eignen sich daher vor allem als Köder für die kältere Jahreszeit, in der es mit dieser Methode recht schwer sein kann, einen Hecht an den Haken zu bekommen.

8-fach Geflochtene von Momoi. Perfekt für´s Jerken.Was brauchst du nun für das Angeln mit Jerkbaits? Zunächst einmal dehnungsarme und feine Schnur, am besten 8-fach Geflochtene, die schon herstellungsbedingt eine spürbar glattere Oberfläche aufweist. Eine Investition in hochwertige 8-fach geflochtene Schnur lohnt gleich in zwei Hinsichten. Die Wurfweite wird maximiert und die Abriebfestigkeit der Schnur ist höher und damit für das häufige Auswerfen besser geeignet. Mit dem 0,74er Fluorocarbon von Momoi als Vorfach bist du dabei immer auf der richtigen Seite: der Fisch kann dieses Vorfachmaterial unter Wasser so gut wie nicht erkennen, beim Auswurf wird die Gefahr eines Verhedderns mit der Hauptschnur auf ein Minimum reduziert und Hechtzähne haben bei Fluorocarbon in diesem Durchmesser keine Chance. Beim Jerken braucht man einen möglichst direkten Kontakt zum Köder, um ihn kontrolliert zu führen. Zum anderen muss die Schnur schon eine Menge aushalten. Mit hochwertiger Geflochtener fühlst du direkt jeden Zupfer und kannst den Köder sehr konzentriert und feinfühlig führen. Auch der Anhieb kommt viel besser durch. Der Gefahr des Ausschlitzens beim Drill solltest du mit der richtigen Auswahl der Rute begegnen, die die Schläge und Fluchten des Raubfisches in bester Weise abfedert (dazu weiter unten mehr).

Die in Deutschland ganz überwiegend eingesetzte vierfach geflochtene Schnur bietet zwar einen vergleichsweise kostengünstigen Einstieg und ist natürlich auch möglich, sie hat aber den Nachteil, dass die Oberfläche der Schnur herstellungsbedingt nicht so glatt und rund verarbeitet werden kann, wie die bei achtfach geflochtenen Schnüren. Das beruht einfach darauf, dass bei achtfach geflochtenen Schnüren viel mehr Fasern im gleichen Durchmesser verflochten werden. Dadurch gibt es wenige Abstände zwischen den einzelnen Strängen und die Oberfläche ist geschmeidiger und glatter. Setzt man neue 4-fach geflochtene Schnur ein, fällt der Unterschied noch nicht so groß aus, da die Zwischenräume mit einer Oberflächenveredelung zumindest zu Beginn des Einsatzes der Schnur abgedeckt werden. Diese löst sich aber sehr schnell bei den häufigen Würfen des Jerkens auf und dann ist der Unterschied zwischen 4-fach und Fluorocarbon mit hoher Tragkraft ist das ideale Vorfachmaterial für das Angeln mit Jerkbaits.8-fach Geflochtener unseres Erachtens deutlich spürbar.

Positiver Begleiteffekt der 8-fach Geflochtenen ist eine gesteigerte Tragkraft der Schnur. Achtfach geflochtene Schnüre lassen sich also dauerhaft viel besser auswerfen und haben die besten Eigenschaften nicht nur für den Auswurf, sondern auch für die Köderführung und natürlich auch für den Drill. Statt eines Vorfaches verwenden manche Angler Spinnstangen. Hier handelt es sich um einen Draht der speziell in dieser Angelei dauerhaft eingesetzt werden kann, um einem Verheddern der Schnur entgegenzuwirken und gleichzeitig Schutz vor den Hechtzähnen zu bieten. Wir halten jedoch Spinnstangen im Vergleich zu Fluorcarbonvorfach für zu sichtbar und verwenden sie daher nicht. Die über uns angebotenen und bewährten Jerkbaits haben zudem ein derart ausgewogenes Flugverhalten, dass eine Spinnstange überflüssig ist bzw. durch die deutlich höhere Wahrnehmbarkeit zu schlechteren Fangergebnissen führt.

Jerkbaits sind in der Regel schwer. Viele Angler haben ihren ersten Jerkbait nach kurzer Zeit verloren, weil sie, wie sonst üblich, mit möglichst dünner Schur angeln und die Schnur dann reißt. Dabei ist vor allem die Beschleunigungsphase des Auswurfs gefährlich. Vor allem bei Angelneulingen kann es leicht dazu kommen, dass die Schnur nicht richtig abläuft, sich irgendwo festsetzt und sie hält dann dem plötzlich auftretenden Druck nicht mehr stand. Oder aber der Bügel einer verwendeten Stationärrolle schließt sich unabsichtlich beim Auswurf (was mit ein Grund ist, warum eine gute Baitcastingrolle anzuraten ist). Ein anderer Grund für Schnurprobleme ist Jerken + Baitcasting-Rollen gehören zusammen.der Einsatz von nicht für das Jerken ausgelegten Multirollen. Für´s Jerken mit schweren und großen Ködern (und Großhechte lieben große Köder!) führt an guten Baitcastingrollen, mit denen hohe Wurfweiten bei einem möglichst gelenk- und die Muskeln schonenden Einsatz erzielt werden können, eigentlich kein Weg vorbei. Auf das Jerken mit schweren Ködern ausgelegte Baitcastingrollen sind für die starken Beanspruchung dieser Angelmethode dauerhaft augelegt und mit ihnen können schwerere Ködern deutlich weiter und komfortabler ausgeworfen werden. Bei Stationärrollen hingegen wird die Schnur nicht parallel zur Hauptschnur auf der Spule abgelegt und bei einem Einsatz von Stationärrollen muss mit dem Finger beim Auswurf die Schnur am oberen Teil des Rutengriffs eingeklemmt werden, um Druck für die Flugphase aufzubauen. Das ist bei schwereren Ködern eigentlich nicht mehr richtig möglich. Bei einer Baitcastingrolle brauchst Du einfach nur mit leichtem Druck des Daumens die Spule festzuhalten und dann bei Beginn der Flugphase des Köders die Spule wieder loszulassen. Fertig! Wir raten daher bei der Angelmethode des Jerkens vom dem Gebrauch von Stationärrollen ab.

Allenfalls in der Einstiegsphase in das Jerken bzw. beim Angeln mit leichten und kleinen Jerkbaits kommt man mit einer Stationärrolle zum Ziel. Viele Angler meinen mit einer Multirolle nicht so gut auswerfen zu können. Grund ist die Furcht vor einer Schnurperücke, die nur dann drohen würde, wenn man den Freilauf der Rolle zu leicht einstellt, so dass die Spule nach der Beschleunigungsphase schneller dreht, Angeln mit Jerkbaits heisst Angeln auf Großhechte.als Schur abgezogen wird. Das ist aber nur möglich, wenn in der Phase des Köderaufschlags auf die Wasseroberfläche man diesen nicht mit leichtem Daumendruck auf die Spule abbremst, was bereits für die richtige Köderausrichtung, für einen möglichst leisen Köderkontakt mit der Wasseroberfläche und für ein Vermeiden des Verhedderns der Köderdrillinge mit der Hauptschnur sowieso schon dringend anzuraten bzw. umzusetzen ist. Ein Fehler wäre es, den Freilauf so schwergängig einzustellen, dass eine Perücke - egal wie man wirft - ausgeschlossen wird. Dann hätte man so viel Energieverlust, dass größere Reichweiten nicht mehr erzielt werden können und die Flugphase des Jerkbaits würde negativ mit der Folge beeinflusst, dass der Köder unkontrolliert auf die Wasseroberfläche aufklatscht. Den Freilauf der Baitcastingrolle sollte man also so einstellen, dass alleine das Ködergewicht leicht Schnur abzieht und ein Überdrehen der Spule nach dem Aufkommen des Köders auf der Wasseroberfläche gerade so verhindert wird.

Beim Einsatz von Baitcastingrollen kann man schwere Köder mit etwas Übung viel, viel weiter und ermüdungsfreier auswerfen, als mit einer Stationärrolle, auch wenn man Baitcastingrollen zunächst als etwas fremdartig ansieht und ihnen eine solche Leistungsfähigkeit nicht zutraut. Wichtig ist dabei die Flugkurve des Köders. Der Köder darf nicht zu flach fliegen, sondern eine relativ hoch ansteigende Flugbahn mit einer durch den Daumen kontrolliert abfallenden Landephase aufweisen. Dabei sollte die Rute von Einsteigern nicht stark seitlich am Körper vorbeigeführt werden, sondern relativ schulternahe, gerade Würfe nach Oben bringen große Weiten.

Der Jerkbait Salmo Slider sinkend ist unser Lieblingsköder.Als Rute sollte man auf Dauer auf eine spezielle Jerkrute zurückgreifen. Diese sollte bei der Großhechtjagd nicht zu lang sein und dennoch eine möglichst hohe Vorspannung des Rutenblanks für die Flugphase des Köders aufbauen und durch den Einsatz der geflochtenen Schnur die geringe Dehnung dieser Schnur im Drill gut abfedern können. Damit nicht genug: sie muss auch noch möglichst viel Power für kampfstarke Großräuber haben und dennoch sollte eine feinfühlige Köderführung möglich sein und eine gute Jerk-Rute sollte obendrein auch noch so leicht wie möglich sein. Eine ausgewogene Balance dieser widerstreitenden Eigenschaften zu finden ist eine Kunst. Die Kunst einer solchen Rutenkonstruktion wird in den USA beherrscht und deshalb lohnt hier ein Blick über den großen Teich. Diverse US-amerikanischen Top-Anbieter bieten perfekt auf das Jerken angepasste einteilige Ruten und dazu perfekt abgestimmte hochwertige Rollen an.

Spinnfischen vom Steg ist top.Von wo aus, du deinen Jerkbait auswirfst, ist eigentlich egal, ob klassisch vom Ufer aus, vom Boot oder Belly-Boat aus, alles ist möglich. Du kannst praktisch überall, wo es erlaubt ist, deinen Jerkbait durch´s Wasser ziehen und schauen, ob sich deinen Köder ein fetter Hecht schnappt. Aber bei dieser Angelmethode gibt’s natürlich, wie bei jeder anderen Methode auch, Stellen und Bereiche, die sich eher lohnen und Plätze, an denen man besser nicht sein Glück herausfordert. Der Radius des Jerkens ist letztlich durch die Wurfweite begrenzt. Das bedeutet, dass im direkten Sichtfeld gefischt wird. Das Jerken ist dabei besonders in Flachwasserbereichen überaus erfolgreich. In Fließgewässern halten sich dort oft Raubfische in den ruhigeren Passagen zwischen Buhnen auf oder dort, wo sich auf dem Gewässergrund Wasserpflanzen angesiedelt haben und Schutz bieten. Breite und langsame Fließgewässer, wie beispielsweise das Volkerak und das Haringvliet in den Niederlanden oder das Shannon-Flusssystem in Irland weisen auch oft langgezogene und breite Gebiete mit einer Tiefe unterhalb von 4 Metern auf, wobei die Wassertiefe dort stark variieren kann. In großen Gewässern, allem voran in Stillgewässern wie Seen, finden sich auch oft flache Plateaus mit einer Tiefe von 1 bis 3 Metern. Dort halten sich gerne Raubfische auf und vor allem große Hechte. Solche Plateaus sollte man immer geduldig absuchen. Und dabei die abfallenden Kanten zu tieferen Gewässerschichten nicht vergessen. Selbst Hechte, die an solchen Kanten in Tiefen von 3 bis 5 Metern auf ihre Beute lauern, folgen dem Köder und schnappen dann erst im Oberflächenbereich zu. In Seen sind natürlich die Ränder zu Schilfgebieten und Buchten sowie Bereiche um Stege besonders interessant und lohnenswert. Das Befischen solcher Flachwasserzonen ist ganz besonders in den Irischen Loughs und in den südschwedischen Seen äußerst erfolgversprechend. Aber auch umgestürzte Bäume oder abwechslungsreiche Grundstrukturen im Wasser mit vereinzelten Felsen bergen wahre Schätze.

Abschließend solltest du auch noch auf starke Karabiner bzw. Karabinerwirbel achten. Wenn sie zu schwach sind oder sie nicht über eine Sicherung gegen das Öffnen verfügen, hilft dir die beste Montage nichts. Hochphasen des Jerkens sind die Zeiten vor der Hechtschonzeit und von Mai bis in den Juni hinein, wenn sich das Wasser so erwärmt hat, dass die Friedfische langsam in die ufernahen Gebiete, in Flachwasserzonen und Buchten ziehen. Dann werden die Hechte vor allem durch Jerkbaits, die oberflächennah geführt werden, um ihren Verstand gebracht. Aber auch die ganze Zeit danach, bis in den Spätherbst hinein, verdanken vielen Angler ihren Traumhecht dem Jerkbait.