Newsticker 1 Hollands Diep/Haringvliet

Hollands Diep 27.10.2020:

Die letzte Zeit haben wir diesen Newsticker etwas vernachlässigt, da wir mit der Übernahme des Vertriebes der finnischen Premium-Marken Nils Master und Bete voll ausgelastet waren Und dann kam Corona. Keine Ahnung wie viele Male dieses Jahr eine Angeltour geplant wurde und wieder abgesagt werden musste. Umso glücklicher waren Nils Master Pro-Angler Daniel und Guido, als sie zusammen mit einem dritten Teilnehmer endlich Zeit hatten zusammen wieder Angeln zu gehen und ausnahmsweise einmal keine Reisebeschränkung oder Sturm dazwischen funkte. Ende Oktober 2020 ging es mitten in der Woche noch einmal an die niederländischen Gewässer Volkerak und Hollands Diep. Eine ideale Möglichkeit das neue Boot von Daniel auf seine Fahreigenschaften hin zu testen. Aufkommende Windböen zwischen 70 und 80 km/h sorgen dafür, dass an ein gepflegtes Raubfischangeln nicht zu denken ist.

Das war zunächst aber gar nicht so entscheidend. Sie freuten sich regelrecht auf stärkeren Wind, der der Länge nach auf das Volkerak peitschte und bedrohlich hohe Wellen aufbaute. Ein idealer Test für das 2021 geplante Lachsangeln vor Rügen, welches er bereits im März/April dieses Jahres ausfiel.

Für das knapp 7 m lange hochwandige 2275 Baron Lund Boot waren die Wellen überhaupt kein Problem. Das Boot ebnete sich seinen Weg, dass man sich über den verhältnismäßig ruhigen Lauf eigentlich nur wundern konnte. An ein vernünftiges Schleppangeln war allerdings nicht zu denken. Zwar hielt der nigel-nagel-neue Minn Kota Ulterra Bugmotor das Boot stabil in einer Richtung, während der 25 PS starke Kicker-Motor das Lund-Boot vom Heck her antrieb. Auch die elektrischen E-Downriggern von Cannon funktionierten einwandfrei. Jedoch wurden durch die Wellen die Köder und die Sideplaner derart wild und unnatürlich durch das Wasser gezogen, dass sich nur lebensmüde Räuber an ihnen vergriffen hätten.

Ziel war es, neue Nils Master Köder zu testen, daher mussten ruhigere, sprich windgeschützter Regionen angesteuert werden. Also schnell zur Schleuse fahren und ins Hollands Diep übersetzen. Dort stand der Wind quer zum Ufer und hatte so erstens keine Möglichkeit größerer Wellen aufzubauen und zweitens wurde der extrem starke Wind durch die Bäume am Ufer derart abgebremst, dass man sogar ganz locker hätte Vertikalangeln können. Also schnell die Köder raus, die dann mit Schleppgeschwindigkeiten zwischen 2,8 und 3 km/h den Räubern angeboten wurden. Dabei kamen unter anderem neue Versionen des 18 cm Invincible Wobblers zum Einsatz. Diese erwiesen sich als herausragend gute Wahl. Sie wurden zu Beginn zwar nur zaghaft angegriffen bzw. angestupst. Nach der Mittagszeit zeigten sich aber besonders die großen Hechte sehr aktiv und stiegen auch mehrfach auf den Invincible ein.

Dabei entstand ein richtig schönes Video, welches die Endphase eines Drills eines Meterhechtes zeigt. Dieser biss, wie auch der zweitgrößte Hecht an diesem Tag, in relativ flachem Wasser, was unseres Erachtens der überraschend hohen Wassertemperatur geschuldet war. Die großen Hechte hielten sich ganz überwiegend in Tiefen zwischen zwei und fünf Metern auf. Dort tummeln sich diese Räuber eigentlich eher in den Sommer- bis Spätsommermonaten. Jedoch waren selbst Ende Oktober hier noch so viele Friedfische und kleine Barsche unterwegs, dass sich die Hechte dort selbst zu so später Jahreszeit noch die Bäuche vollhauen konnten.

Etwa eine Stunde vor dem Einsetzen der Dämmerung, gab es nochmals eine Art Schub im Beißverhalten. Man gewann den Eindruck, dass an diesem Tag das Angeln in die Nacht hinein noch mal mehr Erfolg versprochen hätte, aber leider durften sich die drei wegen Corona nur für einen Tag in den Niederlanden aufhalten. So ging es frühzeitig zurück zur Schleuse zum Volkerak und von da noch ein gutes Stück zur Trailerstelle, die noch bei Licht erreicht werden sollte. Aber auch trotz der wenig zur Verfügung stehenden Zeit endlich mal wieder ein schöner Angeltag mit viel frischem Wind um die Nase und dazu garniert mit ein paar stattlichen Hechten, die natürlich sofort wieder in ihr Element zurückgesetzt wurden. Da sind uns die Niederländer echt voraus. Das ist bei denen Pflicht. Sehr, sehr cool.

 

 

Zusammenfassung 2018 und 2019:

 

2019 war ein sehr spannendes und mit Terminen vollgepacktes Jahr. So hatten wir bisher keine Zeit, unsere Touren an das Hollands Diep und das Haringvliet einzeln zu beschreiben. Es haben sich so viele Möglichkeiten ergeben, dass wir hier kurz nur die Höhepunkte ansprechen:  Wir begannen mit dem Aufbau eines Händlernetzes für die Turus Ukko und Bagley Bait Köder und haben es mittlerweile auch geschafft, einen weiteren Top-Player im Bereich des Raubfischangelns als Direktimporteur vermarkten zu können: die Nils Master Köder des finnischen Traditionsunternehmens Finlandia Uistin Oy. Dann wird voraussichtlich Mitte 2019 ein neues Firmegebäude fertiggestellt, in dem dann auch ein Showroom für individuelle Beratungstermine zur Verfügung stehen wird. Zu alledem gesellten sich dann noch Touren zum Meerforellenangeln nach Dänemark und zum klassischen Raubfischangeln in Schweden dazu. Wir bitten daher um Verständnis, dass wir hier die Geschehnisse des Jahres 2018 und im Frühjahr 2019 wie folgt zusammenfassen:

Das Angeln im 2018 wurde maßgeblich durch besondere Wetterlagen beeinflusst. Im Frühjahr gab es lange Perioden mit starkem Wind, so dass nur an vereinzelten Tagen richtig gut dem Vertikalangeln nachgegangen werden konnte. Direkt im Anschluss daran kam eine sehr lange und sehr trockene Heißwetterperiode, die letztlich bis Ende September hineinreichte. Teilweise mussten sich Angler mit Wassertemperaturen herumschlagen, bei denen es nicht darum ging, gut zu fangen, sondern man konnte schon froh sein, wenn die Fische die Temperaturen überlebten. Der Sauerstoffgehalt war teilweise so niedrig, dass in einzelnen Gewässern die ersten Fische dem Erstickungstod geweiht waren. Dazu gesellten sich noch niedrige Wasserstände. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Vertikalangeln.

Das war auch ein Grund, warum in diesem Jahr andere Angelmethoden, wie etwa das Spinnfischen oder das Angeln mit Jerkbaits erfolgreicher waren. Wir waren natürlich dennoch diverse Male am Haringvliet und im Hollands Diep und konnten dort auch schöne Erfolge verbuchen. Der spürbare Unterschied zu den Jahren davor war, dass man sich meistens die Fische förmlich erarbeiten musste. Dies änderte sich dann wieder schlagartig, als im Spätherbst die Temperaturen wieder stark vielen und sich das Wasser entsprechend abgekühlte. Sofort war die Angelmethoden des Vertikalangelns wieder ganz oben in unserer Fangstatistik und wir erlebten wieder einmal wahre Sternstunden.

Selbst im Frühsommer konnte man noch erfolgreich Vertikalen, soweit man die entsprechenden Hot-Spots gefunden hatte bzw. Zubringerflüsse als Ziel ins Auge fasste. Insbesondere das Fischen in der Nieuwe Merwede war konstant erfolgreich. In der Merwede macht das kontrollierte Führen von Gummi-Shads unter Einsatz von im Bugbereich montierten Elektromotoren besonders viel Spaß. Man kann sich quasi mit der Strömung treiben lassen und den Köder direkt unterhalb der Rutenspitze führen. Die Schnur geht dann kerzengerade nach unten, was im Hollands Diep und Haringvliet für gewönlich schlechtere Fangchancen bietet. Man merkt so jede kleinste Berührung und jeden Fischkontakt und neugierigen Anstuppser. Bei dieser Art zu Angeln ist es sehr wichtig, frühzeitig den Anhieb zu setzen damit man den Raubfisch hakt bzw. nicht im Drill verliert. Wenn man jetzt noch das Tempo ein bisschen mehr erhöht, kann man die Fangergebnisse sogar noch etwas steigern. Die Zander stehen bei warmen Temperaturen tagsüber in diesem Fluss direkt auf dem Boden und rauben mit Sicht nach vorne und nach oben. Wenn man den Köder jetzt mit dem gleichen Tempo wie die Strömung führt, hat der Räuber relativ viel Zeit den Köder zu beobachten und so kommt es vor, dass die Zander und Barsche hier und da den Braten riechen. Wenn man jetzt etwas schneller als die Strömung fischt, reduziert man diese "Überlegungsfrist" und der Räuber kann nicht mehr anders: er schnappt zu. Und zwar unvermittelt und sehr oft ohne vorher mit dem Maul den Köder anzustoßen oder Ähnliches. Er inhaliert die Gummiköder mitsamt Jig Haken förmlich.

In den Uferbereichen des Haringvliets und des Hollands Diep konnten 2018 viele größere Barsche selbst beim Schleppangeln überlistet werden. Natürlich gingen auch Barsche beim klassischen Vertikalangeln an den Haken. Wir hatten aber auch diesmal andere Angelmethoden ausprobiert. Zum Beispiel kam der spezielle Keno Köder von Nils Master testweise zum Einsatz. Dieser Köder wird so ähnlich gefischt, wie ein Gummifisch mit der Faulenzermethode. Man wirft den Köder aus, schließt dann die Spule und lässt den Köder langsam taumelnd in Richtung Grund sinken. Spürt man dann den ersten Grundkontakt, macht man zwei bis drei Kubelbewegungen mit erhobener Rutenspitze. Der Keno schnellt dann schräg zum Angler hoch um dann wieder mit der gleichen Asinkmethode gegen Grund zu taumeln. Der Keno Blinker hat dafür eine ganz besondere Gewichtsverteilung und ist an manchen Stellen deutlich dicker, als ein normaler Blinker. Diese Angelmethode macht besonders Barsche schier verrückt, wobei des öfteren sich auch sehr große Barsche diesen Köder schnappen. Das liegt wahrscheinlich an dem sehr großen Blatt dieser Mischung aus einem Blinker und einem Vertical Jig. Von den verhältnismäßig kleinen Drillingen sollte man sich nicht täuschen lassen. Diese kleine Drillinge im Verhältnis zur Ködergröße sind gerade der Kniff bei diesem Köder. Sie setzen sich auch bei großen Barschen noch sicher fest. Fehlbisse waren kaum zu beobachten, ein Austausch hin zu einem größeren Drilling würde die Fangergebnisse eher wieder schmälern.

Auch neue Balance Jigs von Nils Master probierten wir in bestimmten strömungsärmeren Bereichen des Haringvliets aus. Diese Köder sind in stehenden Gewässern einfach nur ein super Barsch- und Zanderköder. Jedoch machte die Strömung im Hollands Diep und Haringvliet diesem Köder einen Strich durch die Rechnung, soweit man nicht ganz ruhige Abschnitte findet. Wir werden diese Köder das nächste Mal im Volkerak ausprobieren und sind überzeugt, dass sie dort in nahezu allen Bereichen ein gute Figur abgeben werden. Mit ihnen kann man voraussichtlich besonders gut innerhalb der wärmeren Jahreszeit das viele Kraut im Volkerak umfischen.

Beim gezielten ufernahen Angeln auf Hecht hatten die Swimbaits von Castaic diesmal neben den Jerkbaits die Nase vorne. Was uns bei diesen Ködern besonders gefällt ist, dass hier in den Gummikörper Magnete eingelassen wurden. Hier kann man die Drillinge ohne die Haken in den Gummiköder zu bohren einfach über die Kraft des Magneten anliegen lassen. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen wirkt sich das super auf das Flugverhalten der Köder aus und zum anderen lösen sich der Drillinge im Falle eines Bisses von dem Magneten, was für den Drill und für das Festsetzen des Drillings im Maul des Räubers natürlich von Vorteil ist. Wir bevorzugen hier die sinkenden Versionen, mit denen man deutlich flexibler angeln kann und unserer Meinung nach gezielter vielversprechende Stellen absuchen kann. Auch das natürliche Laufverhalten dieses sinkenden Ködertyps hat uns und natürlich auch die Raubfische einfach nur überzeugt.

Beim Vertikalangeln im vergangenen Winter und im Frühjahr 2019 bestätigte sich die Regel, dass wir im wärmeren Wasser mit größeren und sehr beweglichen Schaufelschwänzen bei den Gummi-Shads tendenziell erfolgreicher waren und bei extrem kalten Wassertemperaturen sich No-Action-Shads bzw. Shads mit sehr kleinen Schaufelschwänzen besser bewährten. Sehr erstaunlich war für uns, dass je mehr wir wieder auf den März zugingen, höhere Abstände zum Grund deutlich größere Fische und deutlich mehr Fische an die Oberfläche brachten. Auch längere Pausen des Köders in Höhen von 40 bis 60 Zentimetern über Grund brachten spürbar mehr Erfolg, als die üblichen 10 bis 20 Zentimeter.

Insgesamt konnten wir die hohe Stückzahl der gefangenen Fische in den Jahren davor im Jahr 2018 nicht erreichen, jedoch die Fische, die wir überlisten konnten, waren im Durchschnitt deutlich größer und an guten Tagen konnte immer noch eine stattliche Raubfischanzahl pro Tag zum Zupacken überredet werden. In der Woche nach Weihnachten änderte sich das Beißverhalten der Zander bereits nachhaltig. Am ersten Weihnachtsfeiertag herrschte bespielsweise relativ wenig Wind und es war schön kalt. Wie üblich beste Bedingungen für das Vertikalangeln. Direkt nach dem Trailern am ersten ausgewählten Angel-Hotspot ging es schon richtig ab und das setzte sich bis zum Einsetzen der Dunkelheit ohne Pausen fort. Ein Traumtag, den wir so schnell nicht vergessen werden.

Eine Tour im Februar 2019 bestätigte diesen Eindruck. Gleiche Köder in der gleichen Art der Präsentation hatten in gleicher Weise beeindruckende Fangergebnisse zur Folge. Mit einem Unterschied zu den Vorjahren: die Zander standen nicht wie üblich tief sondern die richtig dicken Brummer konnten wir in Tiefen zwischen 4 und 6 Metern zu einem Abstecher an die Oberfläche einladen. An dieser Stelle möchten wir noch einmal daran erinnern, dass es in den Niederlanden üblich ist, gerade bei einer so erfolgreichen Angelmethoden, wie das Vertikalangeln, die Fische zurückzusetzen. Das sollte besonders für die ganz großen Exemplare gelten, die schon für mehrere Generationen an Zandern verantwortlich sind und dies nach einem Zurückzusetzen auch weiterhin sein werden. Wir haben das Angeln nach unserer letzten Tour im Februar 2019 dann erst einmal eingestellt. Grund war, dass wir mehrere gefärbte Zander fingen. Dabei war uns nicht klar, ob sich diese männlichen Zander bereits im Laichgeschäft bzw. in der Phase des Bewachens des Nestes befanden. Aufgrund der relativ hohen Temperaturen des Winters hatten wir den Eindruck, dass die Zander jedenfalls früher mit dem Laichgeschäft begannen. Soweit ein das Nest bewachender Zander durch einen Biss von dem Nest räumlich entfernt wird, könnte es sein, dass das Nest dann von anderen Räubern geplündert wird bzw. der überwachende männliche Part das Nest wegen der Drift des Bootes eventuell nicht mehr findet. Daher sehen wir dieses Frühjahr lieber einmal davon ab, weiter auf Zander zu fischen, auch wenn die Schonzeit erst Ende März beginnt.





Hier geht se weiter zu Teil 2 des Newsletters zum Raubfischangeln in den Niederlanden: